Lilli Weyrauch von Weech: Die Gipfelstürmerin

Schon 1906 legte Lilli Weyrauch von Weech ihre Prüfung als Bergführerin ab. Auch ihr weiteres Leben widmete die Pionierin den bayerischen Alpen – und dem Kampf für mehr Gleichberechtigung am Fels und auf den Gipfeln.

Stadtansicht Garmisch-Partenkirchen
iStock/saiko3p
Illustration Porträt Lilli Weyrauch von Weech

Steckbrief

Name
Lilli Weyrauch von Weech
Geboren
1888 in Regensburg
Gestorben
1983 in Garmisch-Partenkirchen
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1906:Ablegen der Prüfung zur Bergführerin
Ab 1919:Mehrere Erstbegehungen in den Allgäuer und Lechtaler Alpen
Ab 1920:Schriftstellerische Tätigkeit, u.a. für die Zeitschrift Simplicissimus
Zeitalter
Jahrhundertwende
Wirkungsfeld
Sport
Frauenort
Garmisch-Partenkirchen Kartenvorschau Garmisch-Partenkirchen

Frauen am Berg – lange kaum anerkannt

Lilli Weyrauch von Weech war 1906 eine der ersten Frauen in Deutschland, die die Prüfung zur Bergführerin ablegte. Damit war sie berechtigt, andere – auch männliche! – Bergsteiger auf schwierigen Touren zu begleiten, ihnen buchstäblich zu sagen, wo es lang geht und auch Verantwortung für sie zu übernehmen. Schon im Flachland wäre eine vergleichbare Rolle für eine Frau zu dieser Zeit höchst ungewöhnlich gewesen. Am Berg war sie eigentlich undenkbar.

Zwar entwickelten sich die Alpen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Magneten für Touristen. Auf den Gipfeln aber waren die Männer praktisch unter sich. Zwar gab es zahllos Trägerinnen, Köchinnen oder Flickerinnen aus der Umgebung, die das Gepäck schleppten und für deren Wohlergehen sorgten. Niemand aber wäre aber auf die Idee gekommen, ihr Leistung zu würdigen. Und am Fuß der Steilwände war für sie Endstation. Dass sich Frauen vereinzelt trotz Vorurteilen und ungeeigneter Kleidung in den Fels wagten, war auch gesellschaftlich ein ungeheuer mutiger Akt.

„Sie kommen von der Zugspitze?“ – „Nein“, sagte ich und nichts weiter, denn ich hatte einen ganz unberühmten Berg bestiegen.

Lilli Weyrauch von Weech im Artikel „Und das nennt der Mensch Vergnügen“, Simplicissimus, 1922

Erstbegehungen, Wanderbücher und Texte über Gleichberechtigung

Gesprochen wurde über ihre bergsteigerischen Leistungen – verglichen mit denen männlicher Bergkameraden – kaum. Biografische Details sind nur von wenigen Bergsteigerinnen bekannt. Von Lilli Weyrauch von Weech weiß man nur, dass sie wohlhabend war, in Garmisch-Partenkirchen lebte und ab 1919 mehrere Erstbegehungen und Skibesteigungen in den Allgäuer und Lechtaler Alpen machte.

Ab den 1920er Jahren war sie auch schriftstellerisch tätig. Mit spitzer Feder beobachtete sie die Auswüchse des Ausflugs- und Bergtourismus beispielsweise in Garmisch-Partenkirchen oder am Spitzingsee. Neben Beiträgen für Zeitschriften verfasste sie auch Ski- und Wanderführer. Und sie schrieb Artikel über Gleichberechtigung am Berg, die jedoch nie gedruckt wurden.

Teile ihres Nachlasses sind im Alpinen Museum in München erhalten geblieben. Ihre Aufarbeitung könnte nicht nur die bislang dünne Biografie von Lilli Weyrauch von Weech um wertvolle Details bereichern. Sie könnte auch weitere Puzzlestücke zur Geschichte des weiblichen Alpinismus beitragen. 

„Wenn man schöne Beine hat und heiraten möchte, läuft man eben Ski.“

Lilli Weyrauch von Wech im Artikel „Die Skibraut“, Simplicissimus, 1922