Lucie Linden: Die Modebewusste

Als Lucie Linden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Deggendorf ankam, hatte sie nichts. Dann gründete sie in einem Bretterverschlag eine Modemarke. 35 Jahre lang blühte ihr Unternehmen. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte es hunderte von Mitarbeiterinnen.

Stadtansicht von Deggendorf
iStock/RudyBalasko
Illustration Porträt Lucie Linden

Steckbrief

Name
Lucie Linden
Geboren
1909 in Minikowo
Gestorben
2008 in Unbekannt
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1948–1954:Gründung der Textilfirma Lucie Linden in einem Bretterverschlag in Deggendorf
1955–1984:Zweite Ehe mit Paul Hösl
1970–1979:Blütezeit der Marke Lucie Linden mit Zweigbetrieben u.a. in Grafenau
Zeitalter
Nachkriegszeit
Wirkungsfeld
Mode und Design, Unternehmertum
Frauenort
Deggendorf Kartengrafik mit markiertem Ort Deggendorf

Neuanfang nach den Kriegswirren

Die Lebensgeschichte von Lucie Linden erzählt viel über den Geist der Menschen, die das kriegszerstörte Deutschland in das Land des Wirtschaftswunders verwandelten. Dennoch wissen wir über ihre Persönlichkeit fast nichts.

1945 kam sie, wie es scheint, alleine und ohne großen Besitz, in Deggendorf an. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sie mit ihrem ersten Ehemann Jakob Linden in Berlin gelebt. Dort hatte sie Textilien produziert, unter anderem auch für die Wehrmacht. In Niederbayern wagte sie einen Neuanfang: Sie gründete die Modemarke Lucie Linden – in einem Bretterverschlag, der zu einer Gastwirtschaft gehörte.

Rasch zeigten sich erste Erfolge: 1954 zog der Betrieb in größere Räume, beschäftigte Lehrmädchen und erste Mitarbeiterinnen. Das aufblühende Wirtschaftswunder beflügelte den Absatz. Als kluge Geschäftsfrau stellte Lucie Linden bis Ende der 1960er Jahre vor allem Kleidung für Modeketten und Versandhäuser wie C&A oder Quelle her.

Eine deutschlandweit gefragte Marke

In den 1970er Jahren hatte die Firma Lucie Linden eine solche Bekanntheit erreicht, dass nur noch für die hauseigene Marke produziert wurde. Hunderte von Näherinnen arbeiteten in der Zentrale in Deggendorf, aber auch in Zweigbetrieben in Kirchberg oder Grafenau.

Als die Unternehmerin 1979 das Bundesverdienstkreuz erhielt, zeichnete sich am Horizont allerdings bereits der Niedergang der deutschen Textilwirtschaft ab. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, hatte sie bereits Teile ihrer Produktion ins Ausland verlagert.

Mit den 1980er Jahren brachen für sie schwierige Zeiten an: Ihr zweiter Mann Paul Hösl, den sie 1954 geheiratet hatte, starb 1984 bei einem Reitunfall. Ihre Firma konnte dem steigenden Preisdruck in der Modebranche nicht standhalten. Sie ging 1986 in Konkurs.

Dennoch macht die Lebensgeschichte der Textilunternehmerin, die 2008 mit 99 Jahren starb, Mut: Sie zeigt, dass man in fast allen Lebenslagen nach vorne blicken und neu anfangen kann.

Quellen- und Literaturhinweise

Dauerausstellung im Stadtmuseum Deggendorf