Olympia Morata: Die Gelehrte
Am Hof von Ferrara hatte Olympia Morata schon als Mädchen die Möglichkeit, eine umfassende klassische Bildung zu erwerben. Wegen ihres protestantischen Glaubens aber musste sie aus Italien fliehen. In Schweinfurt stellte sie unter Beweis, dass auch Frauen unterrichten und klug argumentieren können.


Steckbrief
- Name
- Olympia Morata
- Geboren
- 1526 in Ferrara
- Gestorben
- 1555 in Heidelberg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit ab ca. 1545: Lehrtätigkeit am Hof von Ferrara, Abfassen von Gedichten 1549–1550: Tod des Vaters, Heirat mit Andreas Grundler, Umzug nach Schweinfurt 1554–1555: Flucht nach Heidelberg, erneute Lehrtätigkeit - Zeitalter
- Reformationszeit
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung, Glaube und Religion
- Frauenort
-
Schweinfurt
Eine jugendliche Denkerin
Durch diese Frau strahlte der Glanz, der von Italien im 15. und 16. Jahrhundert ausging, bis ins fränkische Schweinfurt. Olympia Morata war am Hof der d’Este in Ferrara aufgewachsen, einem der wichtigsten Herzogshäuser dieser Epoche. Ihr Vater war dort als Hoflehrer tätig. Sie selbst entpuppte sich bereits als Heranwachsende als eine überaus kluge Denkerin. Sie verfasste Schriften über die Literatur der Antike und unterrichtete ebenfalls am Fürstenhof.
Allerdings begeisterte sie sich, ebenso wie ihr Vater, für die Ideen von Reformatoren wie Martin Luther. Im katholischen Italien war das eine Unmöglichkeit. Der Vater wurde deshalb vom Hof in Ferrara verbannt und starb 1549. Olympia Morata durfte auch nach seinem Tod nicht an den Hof zurückkehren. Zunächst wurde die junge Frau von dem evangelischen Theologen Celio Secondo Curione unterstützt. Anfang 1550 heiratete sie den aus Schweinfurt stammenden Arzt Andreas Grundler. Auch er war lange am Hof von Ferrara tätig gewesen.
„In der kurzen Zeit, die sie auf dieser Erde verbrachte, reifte ihre Religiosität von einem primitiven evangelischen Humanismus zu einem festen Glauben an die Grundsätze des reformatorischen Glaubensbekenntnisses. Diese Entwicklung ihrer Seele zeigen ihre Briefe fast so getreu wie ein Spiegelbild.“
Die Humanismus-Expertin Antonella Cagnolati über Olympia Morata
Flucht aus Glaubensgründen
Doch da er sich, genau wie seine Frau, zu der neuen protestantischen Glaubensrichtung bekannte, war auch er zunehmend Feindseligkeiten ausgesetzt. Als Andreas Grundler das Angebot erhielt, in Schweinfurt den Posten des Stadtarztes zu übernehmen, zog das junge Paar nach Franken. Olympia unterrichtete dort unter anderem Latein und Altgriechisch.
Doch die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten schwelten auch hier. 1554 wurde das protestantische Schweinfurt von katholischen Truppen in Schutt und Asche gelegt. Auch Olympia Moratas Schriften wurden dabei vernichtet. Sie selbst und ihr Mann flohen nach Heidelberg.
Dort fing die Gelehrte erneut an, Privatunterricht zu erteilen. Ihre Gesundheit aber war durch die Strapazen der Flucht angeschlagen. Nur ein Jahr später starb sie, mit nur 29, an Tuberkulose. Ihrem alten Förderer Celio Secondo Curione ist es zu verdanken, dass wenigstens ein Teil ihrer Schriften erhalten blieb. Bis heute werden sie immer wieder aufgelegt.
„In ihrem Sterben lag eine schlichte Frömmigkeit, die dem Tod seinen Stachel nahm und selbst der Trauer der Hinterbliebenen etwas von ihrem eigenen himmlischen Balsam vermittelte."
Olympia Moratas Ehemann Andreas Grundler über den frühen Tod seiner Frau
Quellen- und Literaturhinweise
Cagnolati, Antonella: An identity of one’s own. Olympia Morata, a learned Lady in the Renaissance. In: Universidad de Murcia (Hrsg.): iQual – Revista de Género e Igualdad. Jg.1, 2018, S. 190 - 200
Holzberg, Niklas: Olympia Morata (1527 – 1555). In: Meidinger-Geise, Inge (Hrsg.): Frauengestalten in Franken. Würzburg, 1985. S. 68 – 71