Wo Fürsten und Bischöfe Rat suchen 

Im Jahr 2001 machten sich Pilgerinnen und Pilger aus Kaufbeuern auf den Weg nach Rom. Dort wurde nämlich die 1682 in der kleinen bayerischen Stadt im Allgäu geborene Klosterschwester Maria Crescentia Höss heiliggesprochen. Das hierfür zwingend nachweisbare Wunder war im Jahr 1986 geschehen. Die zu Maria  Crescentia gesandten Stoßgebete der Eltern eines im Wasser verunglückten Mädchens waren erhört und das Kind auf wundersame Weise, wie man sich erzählte, gerettet worden. 

Auch ohne das Wunder hatte sich die Mystikerin und begnadete Briefeschreiberin bereits zu Lebzeiten einen außergewöhnlichen Ruf erworben. Man pilgerte zu ihr ob arm oder gut gestellt, um ihren Rat zu erlangen, den sie freigiebig, praktisch und lebensnah erteilte. Darunter waren hoch gestellte Persönlichkeiten wie der Erzbischof Clemens August, Prinz von Bayern und Kurfürst von Köln und seine Schwägerin Maria Amalia von Österreich. 

„Je mehr wir uns selbst verlassen und verlassen sind, desto mehr sorgt Gott für uns.“

Maria Crescentia Höss

Über 200 Jahre bis zur Heiligsprechung 

Nach ihrem Tod 1744 suchten so viele Menschen ihre spirituelle Kraft, dass sich eine Kommission mit einer möglichen Seligsprechung befasste. Das Verfahren wurde im Jahr 1775 eröffnet und konnte 125 Jahre später vollzogen werden. 

Nahbar, bodenständig, fröhlich, menschlich, klug und inspiriert muss sie gewesen sein. Doch ihre Anfangsjahre im Kloster zu Kaufbeuren waren nicht leicht. Ihre Eltern konnten die erforderliche Mitgift für die Aufnahme als Novizin nicht aufbringen. Ein protestantischer Gönner erwirkte dennoch eine Ausnahme, die mit Anfeindungen ihrer Mitschwestern quittiert wurde. Böse Zungen behaupteten sogar, sie sei eine Hexe. Am Ende aber betrachtete man die Anschuldigungen als unbegründet. Dies stellte sich als Segen für das Kloster heraus, das sich unter ihrer Obhut prächtig entfaltete, denn sie wurde eine überaus erfolgreiche und wirtschaftlich klug agierende Oberin.
 

Quellen- und Literaturhinweise 

Czoik, Peter:  Maria Crescentia Höß, abgerufen am 4. Februar 2025 

Pörnbacher, Karl: Crescentia Höß von Kaufbeuren. Lindenberg, 2002