Maria Leopoldine von Österreich-Este: Die Unabhängige
Als junge Frau rettete sie den Bayerischen Thron für die Wittelsbacher. Dann entwickelte sich Maria Leopoldine von Österreich-Este zur überaus klugen Geschäftsfrau. Sie betrieb Landgüter und Brauereien, spekulierte an der Börse und galt als reichste Frau Bayerns.


Steckbrief
- Name
- Maria Leopoldine von Österreich-Este
- Geboren
- 1776 in Mailand
- Gestorben
- 1848 in bei Wasserburg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1795–1799: Ehe mit Karl Theodor, Kurfürst von Bayern, Erhalt Bayerns für die Wittelsbacher Ab 1801: Erwerb des Landguts Stepperg, Beginn der Tätigkeit als Geschäftsfrau Ab 1804: Ehe mit Ludwig Graf von Arco, Geburt der Söhne Aloys und Maximilian - Zeitalter
- 1815 - 1848 (Vormärz)
- Wirkungsfeld
- Unternehmertum
- Frauenort
-
Stepperg bei Neuburg an der Donau
Eine selbstbewusste Braut
Sie verweigerte ihrem ersten, exakt 52 Jahre älteren Ehemann das gemeinsame Bett. Sie brachte ein völlig verarmtes Landgut bei Neuburg an der Donau wieder auf Vordermann. Später zählten landwirtschaftliche Anwesen in ganz Bayern zu ihrem Besitz. Und sie spekulierte mit großem Erfolg an der Börse. Was sich streckenweise liest wie die Biografie einer Frau der Gegenwart, reicht in Wirklichkeit 200 Jahre zurück.
Maria Leopoldine von Österreich-Este wuchs in Mailand auf, bis sie mit 18 aus politischen Gründen mit dem bayerische Kurfürsten Karl Theodor verheiratet wurde. Der Bräutigam war 70, hatte aber bislang keine Nachkommen, die ihm auf den Thron hätten folgen können. Das sollte sich mit der jugendlichen Braut nun ändern. Doch die weigerte sich, mit dem Herrscher das Bett zu teilen, weil er auch zahlreiche Geliebte hatte. Als Karl Theodor 1799 starb, verhalf sie jedoch dessen Neffen Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken auf den Thron und erhielt Bayern so dem Haus der Wittelsbacher.
„Ihr allein ist es zu verdanken, dass Wittelsbacher noch in Bayern herrschen.“
König Ludwig I. 1845 in einer Lobrede auf Maria Leopoldine
Von der Witwe zur knallharten Geschäftsfrau
Den Dank dafür sicherte sie sich mit einer stattlichen Witwenrente. Zunächst kaufte sie Stepperg, ein verarmtes Landgut bei Neuburg an der Donau. Maria Leopoldine brachte dieses Gut mit viel eigenem Einsatz wieder zum Blühen: Sie stand mit wasserdichten Stiefeln selbst in der Donau, um bei der Beladung von Flößen mitzuhelfen oder bot die landwirtschaftlichen Produkte persönlich auf Märkten an.
Später kaufte sie weitere Landgüter und einige Brauereien, brachte sie technisch auf den neuesten Stand und baute sie zu Großbetrieben aus. In den 1830er Jahren machte sie an der Börse ein Vermögen, indem sie mit Anteilen einiger soeben gegründeter Eisenbahngesellschaften spekulierte.
Zeitlebens war Maria Leopoldine von Österreich-Este unterwegs, um in ihren Betrieben nach dem Rechten zu sehen. Auch der Tod ereilte sie auf Reisen: Sie starb bei einem Kutschenunfall.
Die Dankbarkeit der Wittelsbacher, dass sie ihnen den bayerischen Thron erhalten hatte, begleitete die Kurfürstenwitwe ein Leben lang. Und ihr Geschäftssinn ist bis heute Legende.
„Kein Mensch ist zum Feiern geboren. Und Müßiggang ist die Mutter der Langweile, und diese Krankheit wäre mein Tod.“
Maria Leopoldine von Österreich-Este in einem Brief, 1829
Quellen- und Literaturhinweise
Krauss-Meyl, Sylvia: Das „Enfant terrible“ des Königshauses – Maria Leopoldine, Bayerns letzte Kurfürstin. Regensburg, 2002