Therese Wagner: Die Weitblickende

Als ihr Mann 1845 überraschend starb, übernahm Therese Wagner die Führung der Münchner Augustinerbrauerei. Das war zu dieser Zeit völlig unüblich. Doch die tatkräftige Witwe konnte sich behaupten, brachte die Modernisierung des Betriebs voran und legte den Grundstein für dessen späteren Weltruf.

Stadtansicht München
iStock/Luftaufnahme Bayern
Illustration Porträt von Therese Wagner

Steckbrief

Name
Therese Wagner
Geboren
1797 in Freising
Gestorben
1858 in München
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1818:Heirat mit dem Wirtssohn Anton Wagner, gemeinsame Übernahme des Hagnbräu in Freising
1829:Das Ehepaar übernimmt die Münchner Augustinerbrauerei
1845:Tod Anton Wagners, Therese Wagner führt die Brauerei allein weiter
Zeitalter
1848 & Folgejahre
Wirkungsfeld
Gastronomie und Genuss, Unternehmertum
Frauenort
München Kartengrafik mit markiertem Ort München.

Eine Müllerstochter erobert die Welt der Bierbrauer

Noch heute ist es für eine Frau nicht einfach, sich in der männlich geprägten Welt der großen Münchner Brauereien zu behaupten. Mitte des 19. Jahrhunderts grenzte das sogar an Unmöglichkeit. Und trotzdem beugte sich Therese Wagner 1845, nach dem überraschenden Tod ihres Mannes, nicht dem Druck, der von allen Seiten auf sie ausgeübt wurde. Statt die Geschäfte an ihren kaum 25jährigen Sohn Josef zu übergeben, setzte sie sich selbst an die Spitze des Betriebs.

Als Tochter eines Freisinger Müllers war sie zwar von klein auf daran gewöhnt, mit anzupacken. Zusätzlich hatte sie mit ihrem Mann bereits in ihrer Heimatstadt eine Brauerei geführt und ihn ab 1829 auch im Aus- und Umbau der altehrwürdigen Münchner Augustinerbrauerei unterstützt. Trotzdem traute der Witwe niemand die Führung einer Großbrauerei zu.
 

Umsicht und Zukunftsvisionen

Therese Wagner belehrte die Zweifler eines Besseren: Sie übernahm den Betrieb mitten im Umbruch vom rein handwerklichen Brauverfahren hin zu einem maschinell gestützten Produktionsprozess. Diese tiefgreifende Umstrukturierung führte sie umsichtig und beherzt zu Ende.

Sie erkannte mit viel Weitblick, wie sich das Münchner Brauereigewerbe weiter entwickeln würde, und welche Möglichkeiten hierfür mit dem Ausbau des bayerischen Eisenbahnnetzes einhergingen. Als sich für Therese Wagner die Möglichkeit bot, ein großes, in unmittelbarer Nähe zur Bahn gelegenes Grundstück zu kaufen, griff sie zu.  Zwar erlebte sie den Umzug auf das Betriebsgelände, das die Brauerei bis heute beherbergt, nicht mehr. Doch Therese Wagner legte mit ihrem klugen Schachzug den Grundstein für den Einstieg der Augustinerbrauerei ins Exportgeschäft. Damit sicherte sie ihr die Zukunft und auch ihren späteren Weltruf.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Kunze, Melanie, Stahl, Annika: Münchner Frauen – Historische Lebensbilder aus der Weltstadt mit Herz. Überlingen, 2023

Thömmes, Günther: Giganten der Biergeschichte – Therese Wagner. In: Heyse, Karl-Ullrich (Hrsg.): Brauwelt 30-31, 2022, S. 765 – 767, abgerufen am 13. April 2025