Hilfsschullehrerin in finsteren Zeiten

Als Mathilde Eller an die Thaininger Volksschule kam, war sie keine Anfängerin mehr: Ihre Prüfungen fürs Lehramt hatte sie längst abgelegt. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation in den 1920er Jahren hatte sie jedoch zunächst nur als Aushilfslehrerin arbeiten können. Ihre erste Anstellung in Thaining führte sie an eine typische Landschule. In jeder Klasse saßen 45 Kinder. Viele von ihnen fehlten oft, weil sie zuhause auf dem Hof mithelfen mussten. Und die weniger begabten konnte Mathilde Eller als Lehrerin kaum fördern. 

Möglicherweise legten diese Erfahrungen den Grundstock für ihre Entscheidung, 1935/36 eine Weiterbildung zur Hilfsschullehrerin zu machen. So wurden damals Lehrkräfte genannt, die körperlich und geistig eingeschränkte Kinder unterrichteten. Mathilde Eller lagen vor allem Kinder mit geistiger Behinderung am Herzen. Sie waren während der NS-Zeit besonders gefährdet. Denn nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten hatten sie eigentlich kein Recht, überhaupt zu leben.

Ein Kampf für das Recht auf Schule 

Mathilde Eller geriet immer wieder mit den Machthabern in Konflikt. Zum einen, weil sie sich weigerte, den Religionsunterricht einzustellen, vor allem aber, weil sie davor warnte, dass diese Kinder getötet werden sollten.

Nach dem Krieg verstärkte sie ihr Engagement. Da sie als bildungsunfähig galten, hatten geistig behinderte Kinder keinen Anspruch darauf, eine Schule zu besuchen. Deshalb unterrichtete Mathilde Eller sie abends, handelte sich dafür aber eine Rüge vom Schulamt ein. Schließlich erreichte sie, dass für diese Kinder drei Klassen gebildet wurden. Und nach einem unermüdlichen Kampf konnte sie bewirken, dass 1965 auch für Kinder mit geistiger Behinderung der Besuch einer Schule verpflichtend wurde.

Mathilde Eller wurde daraufhin Rektorin der ersten Münchner Sonderschule. 1968 gründete sie den Münchner Zweigverein der Lebenshilfe, der Menschen mit Behinderung unterstützt. Beide Institutionen sind heute aus dem sozialen Netz nicht wegzudenken. Und das Recht auf Bildung ist für alle Kinder zum Glück längst selbstverständlich.

Quellen und Literaturhinweise

Stork, Georg: Mathilde Eller. In: Landkreis Landsberg am Lech, Gleichstellungsstelle für Frauen und Männer (Hrsg.): Bemerkenswerte Frauen in und um Landsberg am Lech. Landsberg, 2001, S. 50/51