Mildred Scheel: Die Kämpferin gegen den Krebs

Schon als kleines Mädchen wollte Mildred Scheel Ärztin werden. Doch als sie den führenden Politiker Walter Scheel heiratete, musste sie den geliebten Beruf aufgeben. Erst als ihr Mann Bundespräsident wurde, konnte sie wieder an ihre Ziele anknüpfen: Sie gründete die Deutsche Krebshilfe.

Stadtansicht von Amberg
iStock/Mo-Jo-Lo
Illustration Porträt von Mildred Scheel

Steckbrief

Name
Mildred Scheel
Geboren
1931 in Köln
Gestorben
1985 in Köln
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1944–1950 :Umzug der Familie nach Amberg, Abitur
1950–1969:Medizinstudium in Regensburg, Innsbruck und München, Tätigkeit als Röntgenfachärztin
1969–1985:Ehe mit dem FDP-Politiker Walter Scheel, Gründung und Leitung der Deutschen Krebshilfe
Zeitalter
1960er & 1970er Jahre
Wirkungsfeld
Gesundheit
Frauenort
Amberg Kartenvorschau Amberg

Das Ziel von klein auf: Ärztin zu werden

Regelmäßig zur Krebsvorsorge zu gehen. Die gefährliche Krankheit bereits im Frühstadium behandeln lassen zu können. Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe zu finden. All dies ist heute selbstverständlich. Anfang der 1970er Jahre dagegen galt Krebs als tödliche Krankheit – und als Tabu, über das niemand sprach. Mildred Scheel hatte einen entscheidenden Anteil daran, dass sich dies geändert hat. 

Geboren wurde sie in Köln als Tochter eines Röntgenarztes. Während des Zweiten Weltkriegs, als Köln massiv bombardiert wurde, zog ihre Familie nach Amberg um. Der Vater eröffnete dort erneut eine Praxis. Die Tochter hatte von klein auf nur ein Ziel: Selbst Ärztin zu werden und eines Tages die väterliche Praxis zu übernehmen. 

Doch es kam anders. Der Vater starb, noch bevor sie ihre Facharzt-Ausbildung abgeschlossen hatte. Die Praxis musste verkauft werden, die junge Medizinerin arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern und als Vertretung in Arztpraxen. Ihre 1963 geborene Tochter Cornelia zog sie zunächst alleine auf.
 

„Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Beweis sind diejenigen, die im Frühstadium behandelt wurden und überlebt haben.“

Mildred Scheel Anfang der 1980er Jahren nach Anfeindungen durch das Deutsche Ärzteblatt

Medizinerin und First Lady

1967 lernte sie in einem Sanatorium am Tegernsee den Politiker Walter Scheel kennen. Das Paar heiratete zwei Jahre später. Kurz darauf wurde Scheel Außenminister.

Mildred Scheel hatte gehofft, als Ärztin weiterarbeiten zu können. Doch ihre Verpflichtungen als Frau des Außenministers forderten zu viel Zeit. Eine Chance, wieder an eigene Anliegen anzuknüpfen, bot sich, als Walter Scheel 1974 Bundespräsident wurde.

Für die Ehefrau eines Bundespräsidenten war es üblich, sich sozialen Projekten zu widmen. Mildred Scheel nutzte diese Möglichkeit, um die Deutsche Krebshilfe zu gründen. Mit ihr zeigte sie auf, dass Krebs, rechtzeitig behandelt, geheilt werden konnte. Der Kampf gegen die Krankheit wurde zu einer Bürgerbewegung. 

Dann bekam die engagierte Frau selbst Krebs. Lange hielt sie die Krankheit geheim. Sie befürchtete, dass die Nachricht viele Menschen entmutigen könnte. Doch Mildred Scheels früher Tod brachte der Organisation noch mehr Zulauf. Die Früchte ihrer unermüdlichen Arbeit kommen uns bis heute zu Gute. 
 

„Sie redete nicht mehr um den Namen und um die Sache herum, sie forderte uns auf, vor dieser Krankheit nicht mehr die Augen zu verschließen, sondern sie genau und klaren Blickes anzuschauen.“

Richard von Weizsäcker, damaliger Bundespräsident, 1986