Paula Frieb: Die Tapfere
Als junge Frau ging sie als Deutschlehrerin nach Venedig, statt auf einen Ehemann zu warten. Später engagierte sie sich politisch. Und noch mit über 60 wurde Paula Frieb Teil einer Widerstandsgruppe, die erbittert gegen das NS-Regime kämpfte.


Steckbrief
- Name
- Paula Frieb
- Geboren
- 1871 in Deggendorf
- Gestorben
- 1945 in Dießen/Ammersee
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1889: Deutschlehrerin an einer Schule in Venedig 1909: Geburt von Sohn Hermann nach Heirat mit dem Steuerberater Eduard Frieb 1933–1942: Widerstand gegen die NS-Diktatur in der Gruppe „Neu Beginnen“, Verhaftung - Zeitalter
- NS-Zeit
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung, Politik und Medien
- Frauenort
-
Deggendorf
Deggendorf – Venedig – München
Schon als junge Frau muss Paula Frieb sehr mutig gewesen sein. Denn als sie Ende der 1880er Jahre das Internat der Englischen Fräulein in München abgeschlossen hatte, entschied sie sich, nicht in ihre Heimatstadt Deggendorf zurückzukehren. Auch heiraten wollte sie zunächst nicht. Stattdessen ging sie nach Venedig und arbeitete als Hilfskraft und Deutschlehrerin an einer Mädchenschule.
Nach ihrer Rückkehr aus Italien zog sie nach München und heiratete den Steuerberater Eduard Frieb. Das Ehepaar bekam zwei Söhne. Der ältere, Hermann Frieb, engagierte sich bereits als Student politisch. 1932 wurde er Mitglied der SPD, 1933 geschäftsführender Vorsitzender des sozialistischen Studentenbundes. Das war brandgefährlich. Denn mit ihrer Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten, die SPD zu zerschlagen. Auch Paula Frieb stand linken Ideen sehr nahe und war überzeugte Kommunistin.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell hineinfinden würde; bist du böse, wenn ich sage, dass ich nicht nach Deggendorf zurück möchte? Schon zu euch, aber nicht in unsere tristen Verhältnisse.“
Paula Frieb in einem Brief aus Venedig an ihre Mutter, 1889
Widerstand gegen das NS-Regime
Als Hermann Frieb den Münchner Zweig der Widerstandsgruppe „Neu Beginnen“ aufbaute, war auch Paula Frieb eng eingebunden. Lange Zeit agierten die Friebs sehr geschickt: Weil rasch klar war, dass ein baldiger Umsturz nicht gelingen würde, baute die Gruppe im Stillen ein Netzwerk auf. Dieses war bereit, loszuschlagen, sobald das Regime Schwächen zeigte. Als Treffpunkt diente ein Wochenendhaus der Familie am Ammersee.
Als der Russlandfeldzug der Deutschen im Rahmen des Zweiten Weltkriegs 1942 ins Stocken geriet, hielt die Widerstandsgruppe ihre Stunde für gekommen. Eine fatale Fehlentscheidung: Sowohl Hermann Frieb wie auch die inzwischen 71-jährige Paula Frieb wurden verhaftet. Hermann Frieb wurde zum Tode, Paula Frieb zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Gefängnis musste sie von der Hinrichtung ihres Sohnes im August 1943 erfahren. Erst im Mai 1945 wurde sie von den amerikanischen Truppen befreit; sie starb wenige Monate später. Ihr Mut aber verdient bis heute höchste Bewunderung.
„Liebste ärmste Mutter! Wenn Du einmal abberufen werden solltest, gehe auch ohne Groll gegen alles uns Feindliche im stillen Frieden mit Gott und der Welt, so wie ich.“
Aus dem Abschiedsbrief Hermann Friebs vor seiner Hinrichtung 1943
Quellen- und Literaturhinweise
Dauerausstellung Stadtmuseum Deggendorf, abgerufen am 19.12.2024
Dittlmann, Arthur: „Neu Beginnen“ – Hermann und Paula Frieb im Widerstand. Manuskript zur Hörfunksendung „Land und Leute“ des Bayerischen Rundfunks, 9. April 2004