Paula Weiner-Odenheimer: Die Scharfsinnige

Sie gehörte zum kleinen Kreis deutscher Frauen, die bereits 1914 studierten und promovierten. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Paula Weiner-Odenheimer auch mit der Frage, warum so wenige Frauen berufstätig sind. Später engagierte sie sich im jüdischen Frauenbund und floh 1933 nach Palästina.

Stadtansicht von Regensburg
iStock/StGrafix
Illustration Porträt von Weiner-Odenheimer

Steckbrief

Name
Paula Weiner-Odenheimer
Geboren
1889 in Karlsruhe
Gestorben
1960 in Karlsruhe
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1914:Doktorarbeit „Die Berufe der Juden in Bayern“, Heirat mit Siegfried Weiner
1918:Umzug nach Regensburg, wo Siegfried Weiner eine Rechtsanwaltskanzlei eröffnet
1933:Flucht vor den Nationalsozialisten nach Palästina
Zeitalter
NS-Zeit
Wirkungsfeld
Bildung und Erziehung, Politik und Medien
Frauenort
Regensburg Kartengrafik mit markiertem Ort Regensburg.

Warum Frauen nicht arbeiten

Paula Weiner-Odenheimer gehörte zu jenem kleinen Kreis von Frauen, die bereits im Jahr 1914 einen Doktortitel erwarben. Vermutlich förderten die Eltern die Tochter bewusst darin, das Abitur abzulegen. Besonders günstig wirkte sich aus, dass die Familie in Karlsruhe lebte,  wo es ab 1893 das erste Mädchengymnasium in ganz Deutschland gab. 

Nachdem sie in München Nationalökonomie studiert hatte, verarbeitete die junge Wissenschaftlerin in ihrer Doktorarbeit statistische Erhebungen zu der Erwerbstätigkeit von „Juden in Bayern“. Auch widmete sie sich darin den Erwerbsmöglichkeiten von Frauen und beschäftigte sich mit den Ursachen, warum viele von ihnen nicht arbeiteten. Als einen Hauptgrund dafür gab sie an, dass Ehemänner häufig keine Geld-verdienenden Frauen wünschten. Dies würde ein schlechtes Licht auf die männlichen Ernährer werfen. 

Nach dem Ersten Weltkrieg zogen Paula und Siegfried Odenheimer, mittlerweile waren zwei Kinder geboren, nach Regensburg. 
 

„Was wir bisher in der Gesamtheit der Beteiligten in den Berufen und in den sozialen Schichten gefunden haben, trifft nicht gleichmäßig zu für beide Geschlechter. Sie tragen je nach ihren Anlagen und nach dem, was Sitte und Rechtsordnung vorschreiben, ein eigenes Gepräge und sind deshalb besonders zu untersuchen.“

Paula Weiner-Odenheimer in ihrer Dissertation „Die Arbeit der Juden in Bayern“, 1914

Von Regensburg nach Palästina – und zurück 

Dort eröffnete ihr Mann eine Kanzlei als Anwalt. Auch Paula hätte gerne auf dem Gebiet der Statistik weitergearbeitet, aber ihr Wunsch wurde nicht unterstützt. Das Argument war ihr bereits aus ihrer Doktorarbeit bekannt. Dennoch blieb sie aktiv und übernahm den Vorsitz einer Lokalgruppe im Jüdischen Frauenbund. 

Im Jahr 1933, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, entschloss sich die Familie früh zur Emigration. In Palästina aber konnte Siegfried Weiner nicht mehr als Anwalt arbeiten und Paula Weiner-Odenheimer wurde mitgeteilt, ihre Statistikkenntnisse seien veraltet. 

Nach dem Krieg zog das Ehepaar zunächst zurück nach Regensburg und später in die USA, wo die Tochter Lore lebte. Im Jahr 1960 reiste das Ehepaar noch einmal durch Deutschland, wo Paula Weiner-Odenheimer im Alter von 71 Jahren verstarb. Sie fand ihre letzte Ruhe auf dem jüdischen Friedhof in Regensburg