Rose Oehmichen: Die Puppenmutter

Als Schauspielerin trat Rose Oehmichen in ganz Deutschland auf. Doch erst mit einer Marionettenbühne fand sie ihre wahre Berufung. Gemeinsam mit ihrem Mann Walter Oehmichen gründete sie die Augsburger Puppenkiste, schneiderte Kostüme und lieh berühmten Figuren ihre Stimme.

Stadtansicht von Augsburg
iStock/RudyBalasko
Illustration Porträt Rose Öhmchen

Steckbrief

Name
Rose Oehmichen
Geboren
1901 in Berlin
Gestorben
1985 in Augsburg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1918–1921: Ausbildung zur Schauspielerin an der Max-Reinhardt-Schule, Berlin
1921–1925:Tätigkeit an Theatern u.a. in Darmstadt, Hamburg und Oldenburg, Heirat mit Walter Oehmichen
1931–1948:Umzug nach Augsburg, Gründung des „Puppenschreins“ und schließlich der „Augsburger Puppenkiste“
Zeitalter
Nachkriegszeit
Wirkungsfeld
Musik und Theater
Frauenort
Augsburg Kartengrafik mit markiertem Ort Augsburg.

Von der Schauspielschule in den „Puppenschrein“

Eigentlich wollte Rose Oehmichen Schauspielerin werden. Deshalb besuchte sie zwischen 1918 und 1921 die berühmte Max-Reinhardt-Schule in Berlin und war anschließend an Theatern in ganz Deutschland engagiert. Letztendlich aber führte sie das Schicksal nicht auf, sondern hinter die Bühne. 

In Düsseldorf war sie 1923 dem Schauspieler und Regisseur Walter Oehmichen begegnet. Hochzeit feierte das Paar zwei Jahre später. 1929 und 1931 kamen zwei Töchter auf die Welt. Weil Walter Oehmichen eine Stelle als Spielleiter bekam, zog die junge Familie nach Augsburg um. 

Rose und Walter Oehmichen entdeckten ihre Liebe zum Puppentheater im Zweiten Weltkrieg. 1943 traten sie erstmals mit ihrem „Puppenschrein“ auf, einer mobilen Bühne, die in einen Türrahmen passte und überall hin mitgenommen werden konnte. Gespielt wurde im Freundeskreis, aber auch in Krankenhäusern und Lazaretten. Doch die komplette Ausrüstung fiel einem Bombenangriff zum Opfer. 

Theaterleidenschaft bis ins hohe Alter 

Der Traum vom Puppentheater aber lebte weiter. Während eines Lazarett-Aufenthalts hatte Walter Oehmichen gelernt, Puppen zu schnitzen. Rose Oehmichen schneiderte die Kleidung dazu und machte aus den Holzfiguren unvergessliche Persönlichkeiten. 

Und sie verhandelte mit den Behörden, ob das historische Heilig-Geist-Spital – eines der wenigen heil gebliebenen Gebäude – für ein Marionettentheater benutzt werden durfte. Als sie die Zusage erhielt, war die Augsburger Puppenkiste geboren. 

Rose Oehmichen lieh einigen Figuren auch ihre Stimme. Deren wohl berühmteste: Frau Waas aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Mit der Ausstrahlung dieser Miniserie wurde die Augsburger Puppenkiste, und auch die Stimme von Rose Oehmichen, einem Millionenpublikum bekannt. TV-Produktionen wie „Urmel aus dem Eis“ oder „Kater Mikesch“ prägten die Kindheit einer ganzen Generation. 

Nach dem Tod ihres Mannes 1977 führte Rose Oehmichen das Theater weiter, das bis heute in Familienhand geblieben ist. Noch im Alter von 84 Jahren übernahm sie die Rolle der „Frau Holle“.
 


 

„Hustenbonbons, Alleskleber, Regenschirme, Leberkas, Körbe, Hüte, Lampen, Bürsten, Blumenkohl und Fensterglas, Lederhosen, Kuckucksuhren, und noch dies, und dann noch das!“

Rose Oehmichen in der Rolle der Frau Waas aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“

Quellen- und Literaturhinweise

Baumjohann, Sarah: Rose Oehmichen. In: Zellhuber, Andreas (Hrsg.): Augsburgerinnen. Augsburg, 2014, S. 141 – 156.