Therese Ullrich: Die Netzwerkerin

Eine Gehbehinderung konnte Therese Ullrich nicht davon abhalten, in den 1920er Jahren durch ganz Bayern zu reisen. Überall im Land gründete sie Zweigvereine des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB). Nach Ende des Dritten Reichs nahm sie diese Tätigkeit sofort wieder auf.

Stadtansicht von Landsberg
iStock/saiko3p
Illustration Porträt von Therese Ullrich

Steckbrief

Name
Therese Ullrich
Geboren
1888 in Landsberg
Gestorben
1981 in Landsberg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
Ab 1912:Mitarbeit in der Landfrauenkommission des Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB)
1919–1933:Reisetätigkeit, Gründung von 230 ländlichen Zweigvereinen des KDFB
Ab 1946:Neuaufbau der Landfrauenvereinigung des KDFB
Zeitalter
Frauenbewegung
Wirkungsfeld
Glaube und Religion, Landwirtschaft, Politik und Medien
Frauenort
Landsberg Kartengrafik mit markiertem Ort Landsberg

Einsatz für die Frauen auf dem Land

Ein Leben lang ließ sich die Frauenrechtlerin Therese Ullrich nicht einschüchtern. Besonders überzeugt war sie von den Anliegen des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB). Dieser setzte sich seit seiner Gründung 1903 für ein partnerschaftliches Miteinander von Frauen und Männern ein. Therese Ullrich selbst gehörte der Vereinigung seit 1912 an. Als sie im Winter 1918/1919 Vorträge zum eben erst eingeführten Frauenwahlrecht halten wollte, wurde sie immer wieder angefeindet und angegriffen. Therese Ullrich redete trotzdem; nur ihren Auftritt am 2. Januar 1919 ließ sie ausfallen, nachdem 35 Burschen mit knüppeldicken Stöcken auf sie eingeschlagen hatten.

Die Ideen und Bildungsmöglichkeiten des KDFB auch hinaus ins Land zu tragen, wurde ab 1920 zu ihrem Beruf. Von nun an reiste sie trotz einer Gehbehinderung in den Wintermonaten, wenn die Landfrauen Zeit hatten, kreuz und quer durch Bayern. Sie gründete 230 neue Zweigvereine, hielt 451 Landfrauentage ab und veranstaltete 1433 Hauswirtschaftskurse. 
 

„… eine mitreißende Persönlichkeit, für die ihre Arbeit stärker als jedes Hindernis war.“

Die stellvertretende KDFB-Landesvorsitzende Lilly zu Franckenstein in einer Würdigung zum 75. Geburtstag von Therese Ullrich

Politisch aktiv bis ins hohe Alter 

Die Nationalsozialisten setzten dieser Tätigkeit 1933 ein Ende. Sie erlaubten Therese Ullrich nur noch religiöse Bildungsarbeit. Auch dieser Aufgabe widmete sie sich mit großem Einsatz. Sie ließ sich weder von Bespitzelungen, noch von Vorladungen zu Verhören aufhalten. Als sie aufgefordert wurde, in einer Rüstungsfabrik zu arbeiten, entzog sie sich, indem sie auf ihre Gehbehinderung verwies.

Kaum war der Krieg und mit ihm die Nazi-Diktatur zu Ende, war Therese Ullrich wieder zur Stelle. Sie begann sofort, das Bildungsnetzwerk des KDFB wiederaufzubauen. Zwar musste sie diese Tätigkeit 1947 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Doch sprang sie als Vertretung immer ein, wenn es irgendwo nötig war. 

Mitreißend und redegewandt blieb sie bis ins hohe Alter: Noch hoch betagt vertrat sie christliche und soziale Ansätze in der Landsberger Lokalpolitik.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Krebber, Ingetraut: Therese Ullrich. In: Landkreis Landsberg, Gleichstellungsstelle für Frauen und Männer (Hrsg.): Bemerkenswerte Frauen in und um Landsberg am Lech. Landsberg, 2001

Bentele, Beate: „Ullrika“ scheute keine Anstrengung, wenn es um Frauenbildung ging. In: Katholische Sonntagszeitung, 11.1.2019, abgerufen am 19.12.2024