Wilhelmine von Bayreuth: Die Kunstbegeisterte

In nur zwanzig Jahren verwandelte Wilhelmine von Bayreuth eine fränkische Provinzstadt in ein Kunstzentrum von europaweitem Rang. Die Markgräfin ließ Landschaftsgärten anlegen und Schlösser bauen, umgab sich mit Philosophen und Musikern. Ihr Markgräfliches Opernhaus genießt bis heute Weltruhm.

Stadtansicht von Bayreuth
iStock/Rudolf Ernst
Illustration Porträt Wilhelmine von Bayreuth

Steckbrief

Name
Wilhelmine von Bayreuth
Geboren
1709 in Berlin
Gestorben
1758 in Bayreuth
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1731–1732:Hochzeit mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, Umzug nach Franken
1735–1748:Anlage der Landschaftsgärten in der Eremitage und in Sanspareil
Ab 1735:Umfassende Gestaltung des höfischen Musiklebens, Komposition von Kantaten, Balletten und Opern
Zeitalter
Barock
Wirkungsfeld
Bildende Kunst, Musik und Theater
Frauenort
Bayreuth Kartengrafik mit markiertem Ort Bayreuth.

Ein liebenswerter Ehemann und ein schwieriger Schwiegervater

Wäre es nach ihrer Mutter gegangen, hätte sie den englischen Kronprinzen geheiratet. Doch der Vater von Wilhelmine, der älteren Schwester des späteren Preußenkönigs Friedrich II., hatte andere Ehepläne. Deshalb landete die 22-jährige, in vielen Künsten hochbegabte Prinzessin, in Bayreuth statt in London.

Den ihr zugedachten Ehemann, Erbprinz Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, mochte sie auf Anhieb. Nach dem ersten Kennenlernen 1731 beschrieb sie ihn als „ganz lebhaft, schlagfertig und überhaupt nicht verlegen“. Ihre neue Heimat hingegen fand sie altbacken und düster, den Schwiegervater selbstgefällig und dumpf. Dass sie nach ihrer 1732 geborenen Tochter Elisabeth Friederike Sophie keinen männlichen Thronerben auf die Welt brachte, zerrüttete dieses Verhältnis zusätzlich. Der alte Markgraf starb 1735.

Zunächst unterstützte Wilhelmine ihren Mann, der nun Herrscher im Fürstentum war, bei der Neuordnung der maroden Staatsfinanzen. Die Pläne, die sie damit verfolgte, waren jedoch auch ihre eigenen.

„Nichts bringt den Menschen der Gottheit näher als die geistige Betätigung. Ich widme mich ihr, so viel ich kann.“

Wilhelmine von Bayreuth über den Antrieb für all ihre Neuerungen

Landschaftsgärten, Schlösser und ein Opernhaus

Denn Wilhelmine von Bayreuth wollte das Fürstentum nicht nur modernisieren, sondern auch zu einem kulturellen Zentrum ersten Ranges machen. Aus ganz Europa holte sie Künstler und Architekten herbei. Mit dem Hofgarten der Eremitage und dem Park von Sanspareil entstanden zwei bis heute spektakuläre Landschaftsgärten.

In den Schlossbauten entwickelte sich unter ihrer Führung eine Sonderform der damals gängigen Kunstströmung: das Bayreuther Rokoko mit besonders zierlichen Stuckverzierungen. Herausragende Persönlichkeiten dieser Zeit, beispielsweise der Philosoph Voltaire, verbrachten nun gerne Zeit in Bayreuth. Ab 1737 versammelte die Markgräfin, die auch selbst komponierte, zudem ein eigenes Opernensemble um sich.

Alle künstlerischen Bestrebungen Wilhelmines vereinten sich im 1748 eröffneten Markgräflichen Opernhaus.  Dessen Ruhm ist bis heute ungebrochen, nicht nur wegen der Aufführungen, die dort stattfinden. Seit 2012 gehört der prachtvolle Theaterbau zum UNESCO-Welterbe.

„Bayreuth ist eine wunderliebe Stadt. Man kann hier alle Annehmlichkeiten des Hofes ohne die Unannehmlichkeiten der großen Welt genießen.“

Der staunende Philosoph Voltaire über das Leben an Wilhelmines Hof

Quellen- und Literaturhinweise

Berger, Günter: Wilhelmine von Bayreuth. Leben heißt eine Rolle spielen. Regensburg, 2018

Pleschinski, Hans: Pallas Athene vom Roten Main, veröffentlicht am 26. März 2005, abgerufen am 4. Februar 2025